Was tun bei fortgeschrittenem Zinkfraß?

Schon vor 1900 wurden manchmal Zinklegierungen eingesetzt, die anfällig für „Zinkfraß“ sind. Häufig betroffen sind aber Rechenmaschinen aus der DDR, die in den 50er-Jahren gebaut wurden. Heute tritt das Problem nur noch sehr selten auf.
Aus anfälligen Legierungen gegossene Teile können viele Jahre stabil bleiben und sind oft heute noch einwandfrei - aber wenn der Zinkfraß eingesetzt hat, dann schreitet er unaufhaltsam voran. Die Zinkguss-Teile nehmen allmählich an Volumen zu, werden spröde und bekommen Risse - bis hin zum völligen Zerfall.

Betroffene Maschinen sind oft nicht mehr zu retten. Oder genauer: Für eine Reparatur wäre ein solcher Aufwand nötig, dass sich das meist nicht lohnt. Teile nachgießen zu lassen ist viel zu teuer.
Allerdings: Vielleicht kann 3D-Druck künftig helfen, falls bessere Materialien entwickelt werden?

Ich wurde um die Reparatur einer Triumphator CN gebeten, bei der sich nichts mehr bewegen ließ. Bei der Inspektion zeigte sich, dass die Trommel für den Zehnerübertrag im Zählwerk massiv von Zinkfraß befallen war. Sie hatte sich ausgedehnt, berührte die Zahnrädchen im Zählwerk und drückte rechts und links sehr stark gegen Lager und Gehäuse.
Kein Wunder, dass sich nichts mehr bewegte!
Auch der Löschhebel ließ sich nicht mehr bedienen: Die Löschachse ist in der Mitte des Schlittens in einem Gussteil gelagert, das massiv aufgequollen war und so jede Bewegung der Achse verhinderte.

Zuerst versuchte ich, die Zinkräder in der Trommel wieder kleiner zu schleifen. Aber sie waren schon so spröde, dass einige davon zu zerfallen drohten. Daher blieb - solange 3D-Druck nicht geht - leider nur „Plan B“: Verzicht auf den Zehnerübertrag im Zählwerk.
Erhalten werden musste natürlich der Einzahn für die Zählstelle. Er war zum Glück nicht in das sehr spröde rechte Zinkrad integriert, sondern besteht aus Stahl und war aufgeschraubt. Dieses Zinkrad wurde durch eine passend zurechtgefeilte Scheibe (ein altes Zahnrad mit abgeschliffenen Kunststoff-Zähnen) ersetzt, deren Bohrung entsprechend aufgeweitet und mit passender Nut versehen. Die übrigen Zinkräder wurden durch zwei Hülsen ersetzt.
Eventuell ausgefahrene „Hämmerchen“ für den Zehnerübertrag im Zählwerk hätten nun aber künftig gestört - also wurden auch sie ausgebaut und durch viele Unterlegscheibchen ersetzt. Der Schlitten musste ja ohnehin zerlegt werden, um an das Lager in der Mitte zu kommen.

Dieses Lager war noch in besserem Zustand. Mit sehr viel Gewalt konnte das darin fest eingepresste Mittelteil der Löschachse herausgeschlagen werden, so dass die Bohrung des Lagers etwas aufgebohrt werden konnte. Nun lässt sich auch der Löschhebel wieder leicht drehen.

Das Zählwerk hat keine roten Ziffern - also muss man künftig genau auf korrekte Einstellung der Drehrichtung („DIV-MULT“) achten. Abgekürzte Multiplikation und Division gehen auch nicht mehr. Aber immerhin: Alle Rechenarten sind nun - mit etwas mehr Aufwand - wieder zu rechnen und alles geht sehr leichtgängig. Irgendwann (am besten, bevor das wieder ganz festgefressen ist) muss nur das Lager im Schlitten erneut aufgebohrt werden.

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Th.Kirchhof, 30.7.2023