Eine ganz typische Reparatur
|
|
|
Aus Dresden wurde mir eine Sprossenrad-Maschine geschickt. Der Besitzer hatte die kleine Triumphator aus dem Jahr 1931 auf dem Flohmarkt gekauft und sich in das schöne, alte Stück verliebt.
Das sah an sich für sein Alter gut aus und man konnte damit rechnen, doch es hakelte deutlich und hatte Roststellen. Auch die an den Einstellschiebern abgegriffene Deckplatte gefiel dem Besitzer erstmal nicht.
|
|
|
(Tip für alle Bilder: Nach Rechtsklick in neuem Tab/Fenster öffnen macht sie größer!)
|
|
|
Nun, bei so alten Maschinen darf man natürlich weder perfektes Aussehen noch perfekte Funktion erwarten. Doch oft sind diese Schätzchen mit nicht allzu großem Aufwand wieder in Schuss zu bringen. So war es zum Glück auch hier.
|
|
|
Das Öffnen der Maschine dauerte wegen einer festgerosteten Schraube an der Löschklappe länger als üblich - die Schraube musste ausgebohrt werden. Dann wurde klar: Mehrere Jahrzehnte lang stand die Maschine in einer staubigen Umgebung: Ein dichter „Pelz“ bedeckte Sprossenräder, Gestänge und alle Ziffernrädchen. Außerdem war die Aufbewahrung mal etwas zu feucht - nicht nur an einigen Blechen, sondern auch darunter gab es einigen Rost.
|
|
|
|
|
|
Nach der ersten vorsichtigen Reinigung mittels Staubsauger und Pinsel wurde die Maschine in Baugruppen zerlegt: Schlitten, Schlittenschloss, Kontrollwerk und einige der Sperren lagen schließlich auf dem Tisch.
Die Trommel aber blieb an Ort und Stelle: Beim Reinigen war gottlob kein Staub zwischen Sprossen und Messingkörper gedrückt worden,also ließen sich alle Einstellringe noch ausreichend leicht drehen. Auch der Schlitten musste nicht zerlegt werden (die wichtigste Regel bei Reparaturen: „if it ain't broken, don't fix it!“).
Dann wurden alle nun erreichbaren Stellen weiter gereinigt, wobei letztlich auch Wattestäbchen zum Einsatz kamen.
|
|
|
|
|
|
Nach dem Zusammenbau und ein wenig Öl hakelte es aber immer noch: Jedes Mal löste erst leichtes Rütteln die Blockade der Kurbel.
Schnell war die Ursache klar: An der Unterseite der Sprossenrad-Trommel sitzt ein Sperrstift, der beim Ziehen des Kurbelgriffs die Einstellringe sperren und gleichzeitig die Kurbelsperre lösen soll. Die dazu nötige Feder war gebrochen.
Ersatz war schnell gefunden, doch der Stift hakelte auch mit neuer Feder noch leicht. Also wurden die Messingräder um den Stift etwas ausgeschliffen und geglättet: voilà!
|
|
|
Die spiralige Feder der Löschklappe war ebenfalls gebrochen, ihr Gummipuffer zerfallen. Auch das konnte leicht ersetzt werden.
Nun blieben noch Rostentfernung und kosmetische Aufbesserungen. Zuerst wurden die früher blanken, nun angelaufenenen Metallteile mit der Nylonbürste poliert. Einige Kanten hatten Rost unter dem Lack, nach dem Entfernen wurde dort mit einem Lackstift retuschiert (schwarze Maschinen sind da optimal!).
|
|
|
Ob man insgesamt neu lackieren sollte, ist oftmals eine schwierige Entscheidung: Was gilt noch als „Patina“ und erhöht die Ausstrahlung, was schon Vernachlässigung und Verfall?
Nach einigen Diskussionen mit dem Besitzer habe ich die abgegriffenen Stellen des Deckblechs so gelassen. Ich konnte ihn davon überzeugen, dass ein neu lackiertes Deckblech mit frischer Beschriftung ggf. auch die Neulackierung aller anderen Bleche nötig machen würde.
Ich verwende in diesem Zusammenhang gerne das gedankliche Bild einer alten Frau mit völlig glatt geliftetem Gesicht über einem faltigen Hals und mit faltigen Händen: Es passt einfach nicht zusammen!
Hier aber bin ich zufrieden: Alles funktioniert (wenn auch altersgemäß nicht überall „butterweich“) und auch die Ziffernrädchen leuchten wieder; das Maschinchen versteckt aber nicht sein wirklich ehrwürdiges Alter. Der Besitzer freut sich an der Benutzung, und das „Freßpaket“ mit regionalen Produkten aus Dresden war auch nicht zu verachten!
|
|
|
Ach ja, der Aufwand: Zwei Federn und einige Schrauben aus dem Fundus, mehrere Milliliter Alkohol, etwas Autopolitur, eine viertel Nylonbürste, viele Läppchen (alte Doppelripp-Unterhemden sind fast ideal!), -zig Wattestäbchen, ein paar Tröpfchen Öl, etwa acht Stunden Spaß.
|
|
Th.Kirchhof, 20.9.2025
|